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Aufbrechen

Kleine Taschen liegen auf dem Boden herum, bereit aufgesammelt und an einem Gürtel befestigt zu werden. An einer Stelle steht ein Paar gut gepflegte Wanderstiefel, die Socken bereits oben darüber gelegt. Im Haus poltern geschäftige Füße auf Holz. Es riecht nach gewischten Dielen, Kräutern und Aufbruch. Gläser tummeln sich auf den Tischen, mit allerlei Inhalt. In manchen sind Flüssigkeiten in verschiedensten Farben. In anderen eingelegte Kreaturen oder Teile davon. An den Balken hängen Schädel und Talismane, begleitet von getrockneten Kräutern und Blumen, manchmal einzeln und manchmal als Strauß. Eine Tür schwingt auf und Mart kommt in den Raum hinein, in der Linken einen großen Reisesack. Er wirft ihn zu den anderen Taschen auf den Boden und sieht sich kritisch seine Vorbereitungen an. Ein Zucken in seinem Gesicht verrät einen Einfall. Er stürmt wieder aus dem Raum hinaus. Einen Moment später kommt er wieder hinein, ein langes Brett in der Hand. Auf diesem sind Runen eingebrannt. Er öffnet den Sack und prüft ob das Holz durch die Öffnung passt. Der Blick wird ernst. Es passt hinein, doch hat es Platz? Das Brett stellt er ab und steckt beide Arme in den Sack. Wild wühlend räumt er um. Es ist knifflig aber nicht unmöglich. Dann hat er es. Mit einer Hand den Inhalt des Sacks davon abhaltend wieder durcheinander zu geraten, greift die andere nach dem Brett. Dieses gleitet ohne Beschwerden in die Position die für es vorgesehen war. Zufrieden schließt Mart den Sack und geht ein paar Schritte zurück. Ein Kribbeln fährt durch ihn hindurch, halb von Vorfreude halb von Angst. Noch einmal sieht er sich sein Gepäck an und grübelt über hätte, könnte, sollte. Dann schlägt er die Hände zusammen. 

 

"Los geht es."

 

Er schnappt sich die kleinen Taschen und befestigt diese an seinem Gürtel. Danach zieht er die Socken und die Stiefel an. An einem Haken an der Wand hängt ein fester Mantel, der schon geduldig auf seinen Augenblick wartet. Mart nimmt ihn ab und streift ihn sich über. Auch hier versichert er sich, ob noch alles in den Taschen ist, was er für sie vorgesehen hatte. Nun ist es Zeit für den Sack. An einem breiten Riemen aus Leder schultert Mart das Gewicht. Er nimmt sich einen Moment, um sich daran zu erinnern, wie leicht er noch vor ein paar Minuten gewesen war. Dann geht er zu Tür, öffnet diese und nimmt sich den Stab, der neben ihr an der Wand lehnt. Hinter sich schließt er sie wieder und blickt in einen grauen Tag. Die Wolken werden heute den Himmel nicht frei geben. Doch Mart strahlt anstelle der Sonne um so mehr. Darauf hat er gewartet. Da ist Angst in ihm und zwar nicht zu knapp. Und er freut sich darüber. 

 

Der erste Schritt ist getan und tausende werden folgen.  

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