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Nachts ist das Sterben schön

Es ist Nacht, der Mond kommt nur selten hinter seinem dicken Wolkenmantel hervor. Meine Augen starren in die Dunkelheit, doch ich sehe, denn in ihr war ich geboren. Der Schnee fällt schweigend, denn der Wind schweigt. Ich wetze meine Krallen, nur für dich, nur für dich. Der Wald schweigt, kein Tier, kein Geist, kein anderer wagt es, meine Jagd zu stören. Selbst die Bäume scheinen meinen Blicken auszuweichen. Langsam laufe ich, denn eilen muss ich mich nicht. Du hast immer noch Kraft zu schreien, immer noch Kraft zu rennen. Weißt immer noch nicht, was dich verfolgt. Hast bisher nur mein Knurren in der Nacht vernommen und du wirst mir nicht entkommen.

 

Es wird Zeit, ich lasse dich meine Schritte hören. Du stoppst, lauscht und zitterst, bevor du schreist und rennst. Dein Schrei weckt meinen Hunger, deine Angst riecht so süß. Mein Blut kocht, denn ich kann das deine schon auf der Zunge schmecken. Das letzte, das du sehen wirst, ist mein Blick. Das letzte, das du spüren wirst, sind meine Klauen. Das letzte, das du hören wirst, ist dein verstummender Schrei. Doch keine Sorge, ich lasse mir Zeit. Doch bald werde ich dich holen und in die Dunkelheit ziehen, meine Dunkelheit.

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