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Ich hasse das Schreiben

Es ist der brutale Akt, den wunderschönen Traum einer Geschichte mit Worten an die harte Realität zu ketten. Jeder kleinste Makel im Licht der Realität entblößt. Dieses Verbrechen begehe ich alleine in einem Raum, eingesperrt mit meinen Gedanken. Diese entspringen einem Verstand, der darauf trainiert ist jegliche kreative, destruktive oder perverse Idee zu visualisieren. Es gibt kein Physisches auf das ich hinarbeiten kann, wie ein Bild oder eine Figur. Irgendwie versuche ich, meine eigenen Gedanken in die von anderen Menschen hinein zu stopfen. Mit Worten eine Welt zu bauen, die vorher nur im Raum der Gedanken existiert hat. Ihre weichen Merkmale, die sich bei jeder Betrachtung neu formen konnten, müssen nun fest und starr werden. Auf einmal muss alles beachtet werden: Handlung, Charaktere, Spannungsbogen, Details, Logik, Perspektive, Lesefluss, Satzbau, Grammatik und Rechtschreibung. Zeile für Zeile kämpfe ich mich durch mein Skript und bekomme sogar mit jedem neuen Punkt ein wenig Mut wirklich etwas geschaffen zu haben. Dann kommt irgendwann der vermeintlich letzte Satz, und für einen Moment habe ich die Vorstellung es sei vorbei. Selbst wenn jede Faser meines Körpers danach schreit, weiter voran zu gehen, um neue Ideen zu verfolgen, muss ich der Abscheulichkeit von Werk erneut in die Augen blicken. Es beginnt eine Suche nach Fehlern, so lange bis mir das Blut aus den Augen rinnt. Die Vorstellung der Geschichte, die ich schreiben wollte, zerbricht mit jeder weiteren Zeile. Keine Kritik eines Anderen ist so hart, wie die Stimmen in meinem Kopf.

 

Im vergeblichen Versuch, den Selbsthass über die eigene unzureichende Arbeit zu ersticken, sucht man nach der Kritik anderer. Damit man wenigstens eine Chance bekommt, zu einem besseren Schreiber zu werden. Doch dann steht man vor der Einsilbigkeit des Populus, allein und verlassen. Man bekommt nur so Phrasen hingeworfen. Wie soll man da an sich arbeiten? Wie kann man überhaupt arbeiten, wenn da niemand ist der einem sagt, dass man Mist gebaut hat? Es ist jedem erlaubt, eine Kritik im eigenen Ermessen zu geben. Auch gar keine, wenn es ihm nicht passt. Doch es tut trotzdem weh, keine zu bekommen, mit der man wachsen kann. So wird man beim nächsten Mal wieder unbewaffnet vor dem Monster der Selbstkritik stehen.

 

Schmerz scheint irgendwie Teil des Schreibens zu sein.

Ich habe versucht davor wegzulaufen. Wollte mir einreden, dass es ist nichts für mich ist. Sollte doch besser was anderes machen.

Es gibt auch andere Medien, um seine Geschichten zu erzählen.

Vielleicht sollte Ich es ganz lassen...

Tage vergingen.

Je weiter ich ging, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich darüber schreiben wollte.

Warum muss es das Schreiben sein?

Wieso kann ich dem nicht entkommen?

 


Die Antwort die ich gefunden habe

Ich schreibe nicht für mich, sondern für meine Geschichten. Mir macht das Schreiben sogar meistens Spaß, nur halt nicht immer. Oft sehe ich all diese Dinge am Schreiben, die mich verzweifeln lassen. Dann spüre ich einen richtigen Fluchttrieb und möchte einfach weg davon. Das ist mir jetzt egal geworden. Denn ich liebe die Ideen und Geschichten in meinem Kopf und weiß, dass sie es wert sind, sie anderen zu zeigen. Wenn ich nur eine Person erreichen und sie verzaubern kann, ist alles gewonnen. Schreiben ist ein Medium in dem ich noch alles lernen kann, und es ist das Medium, dass halbwegs mit meinem Kopf zusammen arbeitet. Wer was Tolles schaffen will, muss sich nun einmal hinsetzen und anfangen zu arbeiten!

 

Dieser Text hat mir geholfen, wieder aktiv zu Schreiben und viel über mich selbst zu lernen.

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