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Story Blue Kapitel 2

Lon nahm sich die Tasche ab und legte sie vor sich auf den Rand des Pilzes.

„Sie sagt, sie hatte eine Vision von einem großen Unheil. Also rief sie nach uns Blauschwingen. Mir wurde aufgetragen nach den Bäumen im Süden zu sehen. Dort fand ich dies. Ich konnte es nicht berühren aber Solva Natana gab mir diese Tasche.“ Er zeigte mit seiner Schwinge auf die Tasche. Melrabo trat an den Pilz heran und nahm sie auf. Er öffnete das Blattwerk und ließ den Inhalt auf seine Hand rollen. Es war ein Stein der in einer Dunklen klebrigen Masse getunkt war. Melrabo besah sich den Stein ganz genau. Er roch daran und zog die Masse zu Fäden. Dabei viel ein Tropfen herunter. An der Stelle wo er auftraf verfärbte sich der Boden braun. Das Gras darum begann zu verdorren bis sich ein kleiner Kreis gebildet hatte.

„Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.“

Sagte er leise, dann faltete er seine Hände um den Stein. Melrabo begann eine akrane Formel langsam vor sich her zu sprechen. Wobei die Sprache der Bäume kaum als normales sprechen bezeichnet werden kann. Es war eine Mischung aus tiefem Brummen, Rollen und Knacken. Langsam begann Gras auf seinen Händen zu wachsen, darin auch vereinzelt Blumen, Pilze und Moose. Doch alles färbte sich gleich braun und viel vor ihm auf den Boden. Melrabo stoppte nicht und immer mehr wuchs und verging über seinen Händen. Er änderte seinen Tonfall und die Pilze auf seinem Rücken begannen noch viel intensiver zu leuchten. Wind kam auf, von dort wo Melrabo stand. Lon war nicht wirklich wohl dabei doch er war kein Feigling. Hätte er zurück weichen müssen hätte Melrabo es ihm gesagt. Er musste nur zusehen das ihn der Wind nicht davon trug. Inzwischen begannen nun auch die Pflanzen um Melrabo herum zu wachsen. Der braune Kreis weigerte sich für einen Moment. Doch dann gab auch er nach und saftiges Grün sproß hervor. Dann war es geschafft. Der Wind legte sich wieder und das Leuchten reduzierte sich. Melrabo stand in einem Gewand aus Pflanzen. Er kämpfte sich zu Lon durch und streckte seine Hand aus. Die Masse die den Stein umgeben hatte war verschwunden. Der Stein selbst war zu etwas geworden das an eine Nuss mit einer sehr starken Schale erinnerte. Runen der Waldgeister waren überall um sie herum eingewachsen. Melrabo sprach, jetzt ebenfalls mit ernster Stimme.

„Er ist gebannt und das für immer. Nur fürchte ich, dass es nicht der einzige seiner Art ist. Er wird auch sicher nicht von alleine hier hergekommen sein. Was hat dir die Hexe gesagt Lon?“

„Sie meinte ein großer Schatten wäre auf dem Weg hierher und das dieser Stein nur ein Vorbote dessen ist was noch kommen wird. Aber was genau ist, oder besser war, dieses Ding?“

„Das war ein Fäulnisstein. So etwas habe ich mindestens seit zweihundert Jahren nicht mehr gesehen. Wie du gesehen hast ist es nicht ganz so einfachen sie wieder los zu werden.“

„Seid ihr der einzige Waldgeist der mit so einem Stein umzugehen weiß?“

„Nein, nein, alle der alten Waldgeister wissen wie das geht. Doch sei nicht zu voreilig. Wir werden nicht genug sein, wenn was die Hexe sagt wahr ist. Ein solcher Fäulnisstein kommt ja nicht einfach aus dem Nichts heraus. Sie kommen aus einem anderen Reich weit weg im Süden. Dort gibt es keine Pflanzen, nur Verwesung. Die Wesen dort können diese Steine nachwachsen lassen, wie du deine Federn. Solte so ein Wesen beschlossen haben hier her zu kommen, könnte es den ganzen Wald vernichten.“

Lon lief ein Schauer über den Rücken.

„Warum sollte es denn herkommen? Es hört sich nicht so an als würde ihm unser Wald gefallen.“

„Wer weiß, es kann ja sein das wir uns irren. Vielleicht kommen sogar mehr oder es ist ganz etwas anderes. Außerdem würde es sich nicht ankündigen, wenn es nur auf der Durchreise wäre.“

Melrabo versank in Gedanken. Lons Herz schlug wieder so schnell wie zuvor dieses mal vor Aufregung.

„Meister Melrabo was sollen wir denn jetzt machen?“

Der Waldgeist sah auf einmal sehr müde aus als er in Lons Augen blickte. Er ließ sich einen Moment Zeit bevor er ihm antwortete.

„Wir werden Hilfe brauchen. Mehr als nur meine Brüder und Schwestern. Wir werden uns an die alten Wächter wenden müssen und zum Waldgott selbst beten müssen.“

Melrabo lachte leise.

„Deswegen hat sie dich zu mir geschickt. Sie wird sicher auch Vorbereitungen Treffen. Ich werde mich mit den anderen Waldgeistern treffen. Auch wenn du mir dabei eine große Hilfe wärst, habe ich für dich eine wichtigere Aufgabe. Du bist der schnellste Vogel im Wald. Du wirst eine Nachricht überbringen müssen.“ Er machte kehrt und ging zu dem Baum zurück aus dem er gekommen war.

„Warte hier ich muss dir dafür etwas mitgeben.“

In Lons Kopf rasten die Gedanken nur so. Es gab noch so viele Fragen aber gab es jetzt die Zeit sie zu stellen oder eine Antwort zu bekommen? Die alten Wächter, dachte er dann plötzlich. Melrabo war doch schon der älteste Geist den er kannte. Das hieß viele hunderte Jahre alt. So alt wie der Wald selbst eben. Wenn es da noch ältere gab. Abrupt wurde Lon aus seinen Gedanken gerissen, als ihn wieder zwei grüne Perlen anstarrten. Melrabo stand erneut vor ihm, ohne das Lon es mitbekommen hatte. Er hielt ihm etwas entgegen. Es war ein verzierter Samen der an einem Band befestigt war. Melrabo legte das Band vorsichtig um Lons Hals. So konnte er ihn wie eine Kette tragen.

„Du musst Richtung Nordnordost. Weißt du wie man die Sterne ließt?“

„Ihr habt es mich selbst gelehrt.“

„Gut, Du kannst dir den Berg Malrana als Markierung nehmen. Sobald du ihn sehen kannst, willst du auf seine östlichen Seite zusteuern. Dahinter wird sich dir dann bald das Ordan Gebirge zeigen. Da musst du hin. Dort möchtest du zu dem Berg der aussieht als ob er in zwei gebrochen sei. Es gibt an dessen Fuße eine Höhle in der Form eines Bären. Darin solltest du Knot finden. Er sieht vielleicht etwas rau aus ist aber ein gutes Wesen, tief drin. Er wird dir vermutlich nicht helfen wollen aber dafür hast du ja den Kern. Pflanze ihn einfach in seiner Nähe ein dann wird er uns zur Hilfe kommen. Sollte er kommen hätten wir sicher eine Chance. Hast du dir das alles gemerkt?“

„Das klingt alles nach einer langen Reise und was meint ihr mit er sieht rau aus? Und…“

Melrabo unterbrach Lon. Er sprach sanft aber eindringlich.

„Es ist wichtig das wir jetzt alles daran setzten unseren Wald zu schützen. Jeder wird dabei helfen müssen der kann. Das hier wird deine Aufgabe sein. Hast du den Weg verstanden Lon?“

Der blaue Vogel atmete tief ein, dann wiederholte er zur Bestätigung die Route genau.

„Sehr gut Lon. Ich danke dir, dass du diese Reise auf dich nimmst. Doch haben wir jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Mach dich auf so schnell dich deine Flügel tragen können und nimm den Segen des großen Waldgottes mit dir.“

Lon sah noch einmal in die unendlichen Augen Melrabos, dann flog er davon.

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