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Story Blue Kapitel 1

Flattern, kleine Flügel die so schnell schlugen wie es ihnen möglich war. Nachtblaue Federn schimmerten in den Lichtflecken der Baumkronen. Ein kleiner blauer Vogel mit schwarzem Schnabel. Um seine Schulter eine kleine Tasche aus festen Blättern. An seinem Bein ein silberner Ring. Schnell wie ein Pfeil, raste Lon durch den alten Wald. Ohne einen Gedanken daran zu verlieren wich er den Bäumen mit ihren langen Ästen aus. Um ihn herum ein Immergrün aus Blättern, Moosen und Gräsern. Die Sonne stand noch hoch am Himmel, ihre Strahlen stießen hier und dort durch die sonst dichten Baumkronen. Ein leichter Wind brachte alles zum tanzen. Der ganze Wald folgte einer Melodie von den Gesängen der Vögel und des Winds. Lon hätte sicher nichts dagegen gehabt, sich auch einen schönen Platz zu suchen und das Spektakel zu genießen, doch seine Aufgabe duldete keine Rast. Er hatte es fast geschafft. Da konnte er schon das Rauschen von Wasser hören. Auf einmal öffnete sich der Wald etwas und ein Bach kam hervor. Umringt von überwuchertem Stein floss er in Stufen einen kleinen Abhang hinunter. Lon folgte ihm bergab. Um das Wasser herum konnte er immer mehr Pilze sehen die dort in vielen Formen und Farben wuchsen. Das bedeutete das er es gleich geschafft hatte. Der Bach machte einen Knick nach rechts um dann in einem Halbkreis wieder nach links. In der Mitte dieser Biegung stand ein großer Pilz, mit blauem Hut vor einem sehr alten Baum. Dieser hatte große Löcher und war zu großen Teilen mit Moos und Pilzen bewachsen. Lon wurde langsamer, machte noch einen eleganten Schwenk und setzte dann auf dem Pilz in der Mitte zur Landung an. Seine kleine Brust hob und senkte sich rasch vor Anstrengung. Er wartete einen Moment bis er sich ein wenig beruhigt hatte, dann rief er.

„Melrabo Steinpilz, Wächter der Grauwinkel Bewahrer der fungalus Magnus, Gelehrter der Aribula Alkana!“

Lon wiederholte seinen Ruf noch zwei mal bis sich etwas tat. Es kam ein lautes Knacken aus dem Baum hervor, gefolgt von rascheln, gefolgt von einem leisen Fluchen. Etwas tastete sich langsam in Richtung eines der größeren Löcher hin. Zuerst zeigte sich ein knorriger Zweig der wild um sich schlug, dann kam sein Besitzer hinterher. Ein kauziger Baumgeist trat hervor. Auf dem Zweig als Gehstock gestützt kam er langsam auf Lon zu. Seine Haut war weislich und auf seinem Rücken spross ein Teppich aus Pilzen, die alle kleine leuchtende Punkte besaßen. Auf seinem Kopf trug er einen Großen Hut aus Braunen Blättern die ineinander verflochten waren. Sein Gesicht war weitestgehend von einem Bart aus Moos verdeckt der bis auf den Boden ragte. Nur die Augen Blitzten hervor. Zwei magisch leuchtende Perlen aus einem Lebendigen Grün das nur die Waldgeister hatten. Es pulsierte vor Leben und ein Flackern tanzte unendwegt darin.

„Ah, Gon du bist es. Dich habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Deine Federn sind ja so schön wie eh und je. Damit musst du doch die jungen Vogeldamen nur so verrückt machen.“

„Ich heiße immer noch ‚Lon‘ verehrter Melrabo.“ erwiderte Lon ernst.

„Lon, ja, richtig, Lon, bitte verzeih. Sei aber nicht so höflich mit mir dafür kennen wir uns schon viel zu lange. Und was machst du überhaupt hier bei einem Zausel wie mir? Du solltest an einem solchen Tag lieber deine Lieder singen. Es sei denn du bist gekommen um mir ein Ständchen zu bringen. Na das ist aber lieb von dir. Warte bevor du loslegst ich hole schnell die anderen.“ Melrabo drehte sich.

„Nein, nein, darum bin ich doch gar nicht hier. Es gibt etwas wichtiges das wir besprechen müssen!“ Versuchte Lon ihn zu stoppen, es war bereits zu spät. Melrabo hatte schon seine Hand an den Mund gehalten und blies in sie wie ein Horn. Seine Pilze zitterten und eine kleine Sporen-Wolke setzte sich ab. Lon seufzte, denn er wusste was jetzt kommen würde.

„Meister Melrabo es ist eine wichtige Angelegenheit für die ich hier hergekommen bin!“

„Was ist denn so wichtig an einem so schönen Tag? Singen und Tanzen. Schau nur da kommen sie schon.“

Um sie herum begann es zu rascheln, zu kratzen, zu tuscheln und zu schreien. Dann kamen von allen Seiten Pilzmännchen heran geeilt. Schnell waren Lon und Melrabo umringt von lauter kleinen Schirmen, unter denen lustige kleine Gesichter sie mit großen Augen anstarrten.

Lon hatte nichts gegen die Pilzmännchen, doch normalerweise konnte er immer Abstand auf den Oberen Etagen des Waldes halten. Dazu kam das es gleich so viele waren.

„Meister Melrabo, ich denke nicht das wir das vor allen hier besprechen sollten. Die Sache wegen der ich gekommen bin kommt direkt von Solva Natana.“

Melrabo reagierte sofort auf den Namen. Seine buschigen Augenbrauen zogen weit hinauf und gaben den Blick auf seine aufleuchtenden Augen frei. Er blies erneut in seine Hand. Dann sprach er an die Pilzmännchen gewandt.

„Fehlalarm, Fehlalarm geht wieder zurück nach Hause, wo ihr hergekommen seid!“

Ein raunen zog durch die Schar und ein paar fingen an zu weinen. Langsam machten sie sich auf den Weg. Alles unter den strengen Augen des alten Waldgeistes.

„Na was soll denn das? Es geht nicht gleich die Welt unter wenn man mal kein Fest feiert. Seht zu das ihr Tempo aufnehmt ihr Strolche.“

Das Weinen verstummte sofort und wurde durch das trappeln schnell laufender Beinchen ersetzt. Also die Horde wieder verschwunden war wand sich Melrabo wieder zu Lon.

„So dann lass mal hören was die Hexe so von sich gibt.“

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