Es war dunkel geworden. Vor den Abendhimmel hatten sich finstere Gewitterwolken geschoben. Die Luft roch nach feuchtem Gras und Rauch. Ein leises Knistern von Feuer war zu hören. Hinter ein paar Bäumen stieg eine Rauchsäule auf. Von dieser Richtung zog sich eine rote Spur über das Gras bis zu einem Mann der sich mühsam über den Boden zog. Vor ihm, auf einer Lichtung, erhob sich ein Hügel. Das war sein Ziel. Unter all seinen Schmerzen und dem Schock war ihm dies ganz klar. Er musste auf diesen Hügel. Sein Atem ging schwer und seine Hände waren zerschunden von Stein und Erde. Der Schmerz brannte in seiner Seite ohne jedes erbarmen. Dort klaffte ein tiefer Schnitt aus dem, im unerbittlichen Rhythmus seines Herzens, immer mehr von seinem Blut hervorquoll. Und dennoch gruben sich seine Hände in den Dreck, um ihn wieder ein Stück dem Hügel näher zu bringen. Erst waren seine Gedanken ein leises Rauschen im Hintergrund doch die Angst fand ihn und drehte die Lautstärke auf. Eine Flut aus Bildern suchte ihn heim. Seine Vergangenheit, seine Freunde und seine Familie durchzogen ihn in einem Durcheinander. Er sah was er getan und verpasst hatte und besonders schlimm war was er verloren hatte. Seine Bewegungen wurden erst langsamer doch es sollte noch nicht vorbei sein, nicht hier. Er zerrte und zog an der Erde, dann hatte er es geschafft. Er war oben auf dem Hügel angekommen.
Wald, und noch mehr Wald. Was er sich hier erhofft hatte wusste er auf einmal nicht mehr. Jetzt bemerkte er wie alleine er war und das keine Rettung kommen würde. Mit diesem Gedanken erhob sich ein weiterer Schmerz tief in ihm. Er war auf einmal sehr Müde. Die Anspannung in seinem Körper verschwand und er sackte in sich zusammen. Die schmerzen verschwanden langsam hinter einem Nebel. Das war gar nicht mal so ein schlechtes Gefühl. Seine Augen wurden matt und Wind strich durch sein Haar.
Losgelöst zog ihn eine Kraft langsam und beständig nach oben. Es fühlte sich an als würde er aus Wasser steigen. Als er seine Augen öffnete, sah er sich selbst auf den Hügel liegen. Das Blut schimmerte in den letzten Lichtstrahlen des Tages. Es hatte aufgehört aus der Wunde zu fließen. Das Gewitter hatte immer noch nicht begonnen doch er spürte auf ein mal das es gleich soweit war. Das Bild seiner selbst begann langsam zu verschwimmen. Um ihn herum bemerkte er einen Nachthimmel, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Es waren so viele Sterne zu sehen, dass sie der Dunkelheit Konkurrenz machten. Er erkannte seltsame bunte Lichter die wie Nordlicht tanzten. In der Ferne war ein leises Plätschern und feines Tropfen zu hören. Und unter ihm lag jetzt ein schwarzes glattes Meer, aus dem er aufgestiegen war. Das Bild des Hügels war verschwunden, nur ein paar letzte Kreise zogen durch die sonst makellose Oberfläche. Er schwebte nun still darüber. Ein warmes wohliges Gefühl überkam ihn. Sein Augen schlossen sich und seine Lippen formten ein lächeln, dann war er fort.
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